Gut angekommen


Nach seinem Aufenthalt im Erstaufnahme-Camp in Gießen wurde er dem Schwalm-Eder-Kreis „zugeordnet“ und kam schließlich nach Wabern.

Der Grund seiner Flucht aus seinem Heimatland Pakistan war die politische Verfolgung seines Glaubens; der Zugehörigkeit zur Ahmadiyya-Muslim-Jamaat-Gemeinde. Die Ahmadiyyas vertreten eine andere theologische Auffassung als die, des traditionellen Islams. Ihre Mitglieder sind über den weltlichen Globus verteilt.

Eine religiöse Heimat finden die Ahmadiyyas in Wabern, wo es bereits seit vielen Jahren eine Moschee dieses Glaubens gibt.

Anmerkung:

Schätzungen zufolge hat die Ahmadiyya-Bewegung weltweit mehr als zehn Millionen Anhänger, von denen über 8 Mio. in Südasien leben. Für Pakistan geben staatliche Statistiken einen Anteil von 0,22 % an. Größere Gemeinden der Ahmadiyya-Muslim-Jamaat bestehen außer in Südost-Asien in Europa, Nord-Amerika und Westafrika.

Die AMJ zählt in Deutschland etwa 35.000 Mitglieder in über 220 Gemeinden.

                          


                                                                              


  Quelle: wikipedia.de

Nach seiner Ankunft in Wabern lebte Yaqoop Luqmann bis Mitte des Jahres 2018 in der Bahnhofstraße mit anderen Asylbewerbern in einer Wohngemeinschaft.  

Zunächst absolvierte er diverse Sprachkurse, um sich besser verständigen zu können. Sein großes Ziel war es von Beginn an, eine gute berufliche Zukunft für sich zu finden, um seinen Lebensunterhalt selbst bestreiten zu können.

Zu seinem großen Glück suchte Reinhard Heerdt, Geschäftsführer des HERKULES-PRESSWERKs in Niestetal, mit Wohnsitz in Unshausen, zu dieser Zeit einen geeigneten Facharbeiter mit speziellen Erfahrungen im Schweißerbereich.

 

Herr Heerdt fragte an, ob wir im Kreis der Migranten jemanden hätten, der zu diesem Anforderungsprofil passen könnte. Der Kontakt wurde über die Gemeindeverwaltung hergestellt und Yaqoop Luqmann begann zunächst ein Praktikum, um in diesen Bereich reinzuschnuppern, ob er diesem auch gewachsen sein würde.

 

von links:  Claus Steinmetz, Bürgermeister Gemeinde Wabern, Yaqoob Luqmann, Mitarbeiter für Schweißtechnik und Reinhard Heerdt, Geschäftsführer HERKULES-PRESSWERK, Niestetal

 

Seine guten Fähigkeiten und Kenntnisse aus seinen bisherigen Tätigkeiten, die er bereits in seinem Heimatland Pakistan erlangt hatte, begeisterten sogleich die Mitarbeiter der Firma. Vor allem sein großes Interesse, etwas mitzugestalten und zu erarbeiten, erfreute Viele, auch wenn sie sich zunächst nur mit allen möglichen Mitteln verständigen konnten. Dies wurde mit der Zeit rasch besser.

Um ihn für eine spezielle Tätigkeit in der Firma zusätzlich zu qualifizieren, besuchte er weitere Lehrgänge beim Berufsbildungszentrum in Kassel. Herr Luqmann freute sich sehr, diesen Weg gehen zu können.

 

Er ist nun als wichtige Fachkraft, die in Deutschland so dringend benötigt werden, ANGEKOMMEN!

 

 

 

 

 

 

Yaqoob Luqmann mit seinem Ausbilder,

Christoph Dmytrzak, an seinem Arbeitsplatz

 

 

Seit Mitte des Jahres 2019 wohnt Yaqoob Luqmann nun in Niestetal, ausgestattet mit einem unbefristeten Arbeitsvertrag und in Vorfreude, aufgrund seiner erbrachten Leistungen zur Integration, eine Aufenthaltserlaubnis für zunächst 3 Jahre zu erhalten. Dies ermöglicht dann den Familiennachzug, auf den die Familie nun schon lange Zeit wartete. Zur möglichen Einreise nach Deutschland waren nun seitens der Ehefrau und den 2 Söhnen Termin-Vorsprachen in der Botschaft in Pakistan nötig. Das Warten auf einen Termin kann sich trotz email-Beantragung über einige Monate hinziehen.

Doch das Warten und Ausharren hat sich gelohnt.  Der Familiennachzug ist endlich geglückt. Wiedersehen nach fast 6 Jahren!

 

Große Freude - Endlich wieder vereint – Familie Luqmann am Flughafen in Frankfurt 2020

 

Die Söhne sind groß geworden.

Sie sind nun 13 und 14 Jahre alt und besuchen bereits seit einigen Monaten die Gesamtschule vor Ort. Sie sind begeistert von Deutschland und freuen sich, dass sie diese Chance erhalten haben, hier weiter aufwachsen zu dürfen.

Dank ihrer Offenheit und ihres Interesses konnten sie sich in Kürze auf die neuen Bedingungen und die deutsche Sprache einlassen und haben bereits einige Freundschaften schließen können. Sie lieben Fußball spielen und interessieren sich, wie der Papa, für mechanische und elektronische Konstruktionen. Sie möchten einen guten Schulabschluss machen und träumen von einer guten beruflichen Zukunft, um irgendwann auch auf eigenen Beinen stehen zu können.

Yaqoop Luqman´s Ehefrau ist sehr glücklich, wieder als Familie vereint zu leben, hatte sie doch die Verantwortung für die Söhne und ihre Lebensumstände und der Ungewissheit in den letzten Jahren in ihrem Dorf in Pakistan nahezu allein. Dank täglicher Kommunikation über Skype ist es ihnen gelungen, weiterhin Alltägliches miteinander teilen zu können. Die Furcht, nicht ausreisen zu dürfen, hat sie jedoch bis zuletzt begleitet.

Für sich selbst erhofft sie sich, bald an einem Sprachkurs teilnehmen zu können, um auch eigene Kenntnisse zu erlangen und Kontakte zu anderen Menschen zu bekommen. Aufgrund der Corona-Zeit ist dies für sie und die Jungs derzeit noch etwas schwierig.

Ungewissheit hat Yaqoop Luqmann lange Zeit umtrieben. Sein Ziel war es immer, sich einzubringen, hier in Deutschland seinen Platz zu finden; verbunden mit einer beruflichen Tätigkeit, die ihn und seine Familie versorgen würde und mit der er sich auch persönlich weiterentwickeln kann.


Ihn erfüllt große Dankbarkeit für seinen Chef und seine Kollegen, die ihn bereits zu Anfang, als seine Sprachkenntnisse noch gering waren, immer in alle Zusammenhänge mit einbezogen haben. Auch zu außerdienstlichen Treffen wurde er immer eingeladen und hat sich gerne beteiligt, viel Neues kennenzulernen.

 

Sein persönliches Resümée lautet, mit Unterstützung verschiedenster Personen, die wegweisend nach ihm und seinen Möglichkeiten geschaut haben, konnte er in den Jahren seines Aufenthalts in Deutschland für sich als Mensch und als Arbeitnehmer viel erreichen.

Sein Dank gilt daher auch den haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern der Gemeinde Wabern sowie Bürgermeister Claus Steinmetz, die gemeinsam durch Weitsicht und Engagement Vieles zum guten Gelingen besteuern konnten.

Sein religiöser Glaube hat in seinem Leben weiterhin seinen Platz. Vielleicht anders als früher wegen der Arbeitszeiten; aber nichtsdestotrotz in seinem täglichen Wirken als Mensch. Er hat weiterhin gute Kontakte zu Freunden in Wabern, die er während seiner ersten Zeit in Deutschland geknüpft hat. Mittlerweile zählen auch Deutsche zu seinem Freundeskreis, da er sich jetzt gut verständigen kann. Besonders gerne schmunzeln sie dann gemeinsam über deutsche und pakistanische EigenheitenJ

Yaqoop Luqmann ist ANGEKOMMEN und unterstützt mit seinen Erfahrungen auch andere Geflüchtete, damit auch sie es schaffen, sich ein unabhängiges und glückliches Leben in Deutschland gestalten zu können.

 

(Bilddateien: Gemeinde Wabern und Pixabay; Hinweis: Die Bilder der Gemeinde Wabern sind vor Beginn der Corona-Pandemie entstanden)